Will mal kunterbunt!

Vielleicht ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass Politiker gerne immer wieder zur gleichen Krawattenfarbe greifen. Und während es die SPD verständlicherweise häufig zu Rot zieht, würde dieses Spiel für die CDU ja schon bedeutend schwieriger. Da hat die Farbe oft nichts mit der Parteizugehörigkeit zu tun, sondern möchte eine Aussage treffen oder dem Betrachter unterbewusst etwas suggerieren.

Die Farbenlehre ist beinahe so alt wie die Menschheit und immer wieder gab es stark mit Bedeutung belegte Farben – so etwa Gold für das Göttliche, Purpur für das Königliche im weltlichen und christlichen Sinn und so weiter. Spätestens in den 70er Jahren begann man intensiv zu forschen, welche Farben welche Gefühle in Menschen auslösen, etwa das ein warmes Grün beruhigend wirke und man es daher für angebracht hielt, Krankenhauszimmer in dieser Farbe zu streichen.

Ob man nun das Gegenüber im Vorstellungsgespräch subtil beeinflussen oder ein Statement setzen und sich seiner eigenen Stimmung entsprechend kleiden möchte, oder einfach nur einschätzen will, was der Herr am Podium heute zu verkaufen versucht – ein kleiner Einblick in die Farbenlehre ist interessant.

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Schwarz ist eher eine Frage des Anzugs, denn schwarze Krawatten sind nicht unbedingt zu 100 % alltagstauglich. Die Farbe steht für Vornehmheit und Exklusivität (wie man auch etwa zu besonderen Anlässen den schwarzen Zwei- oder Dreiteiler wählt), aber auch für Autorität und Macht. Deshalb sollte man die Farbe nur wählen, wenn man ganz bewusst Dominanz und Distanz ausstrahlen möchten.

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Grau wirkt sachlich und nüchtern. Der Vorteil: Es lenkt nicht vom Träger ab. Edel wird es mit einer perlgrauen Seidenkrawatte. Die zeigt Stil und legt gleichzeitig den Akzent auf die Person.

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Weiß steht für Reinheit und Leichtigkeit, wirkt edel und kommt auch bei besonderen Anlässen zum Einsatz. Ein blütenweißes Hemd kann auch für eine „reine Weste“ stehen. Die weiße Krawatte findet man aber eher am Hochzeitsanzug – eben als Zeichen der Reinheit und des Neubeginns – so weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.

Obama übernimmt Verantwortung für Wahlniederlage seiner Partei

Rot war lange Zeit ausschließlich den Herrschern vorbehalten. Es ist die emotionalste und stimulierendste Farbe, steht für Energie und Leidenschaft. Am Business-Outfit werden Sie Rot hauptsächlich an der Krawatte tragen. Dort ist es aber nicht gut aufgehoben, wenn Ihr Gesprächspartner sehr distanziert ist. In einer angenehmen Atmosphäre schafft es Vertrauen und  Wärme, steht aber auch für Dynamik. Das ist einer der Gründe, warum wir rote Krawatten bei vielen Politikern beobachten können – nicht nur bei denen, um deren Parteifarbe es sich dabei handelt. Rot kann aber aufgrund seiner Energie auch aggressiv wirken, im positiven Sinne jedoch den Eindruck eines „Machers“ vermitteln. Wir können davon ausgehen, dass Präsident Obama – der ja eher als Denker und Zögerer gilt – die Farbe ganz bewusst ausgewählt hat, aber in einem edlen, abgedunkelten Ton.

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Gelb ist an der Kleidung schwierig zu tragen, denn es strengt die Augen sehr an, wirkt auffällig und effektheischend. Es steht für Spontaneität, aber damit verbunden auch für Instabilität. Das hat sich aber noch nicht überall herumgesprochen.

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Grün wirkt erfrischend und jugendlich, es erinnert an den Frühling und an die Natur. Nachweislich wird es von Menschen als beruhigend wahrgenommen und ist somit sehr angenehm für das Auge.Wer Innovation und unkonventionelle Denkansätze verkaufen möchte, kann gut ein frisches Grün tragen.

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Blau wirkt ruhig, harmonisch und kontrolliert. Wenn Sie eine friedliche Atmosphäre erzeugen und souverän wirken möchten, greifen Sie zu einem blauen Anzug oder einer entsprechenden Krawatte. Das blaue Outfit erzeugt Vertrauen beim Gegenüber und lässt Sie würdevoll wirken.

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Lila ist nicht nur in der Farblehre eine Mischung aus Blau und Rot. Auch in der Bedeutung, beziehungsweise im Ausdruck, lässt sich das übertragen. Es wirkt ebenfalls souverän, dabei aber emotionaler.

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Braun assoziieren wir mit der Erde, daraus ergibt sich eine solide, bodenständige, natürliche Wirkung. Brauntöne wirken kommunikationsfördernd und lassen sich hervorragend mit Blau kombinieren.

Wie bei Lila, gilt auch bei anderen Mischfarben: In der Regel vermitteln sie die Eigenschaften der Farben, aus denen sie bestehen – je anteilig in der vorhandenen Menge.

Gerade die Krawatte bietet Ihnen die Möglichkeit, mit Farben Assoziationen zu wecken. Wenn Sie mit fundierten Argumenten überzeugen möchten, wählen Sie eine Krawatte in bodenständigen Erdtönen oder in souveränem Blau, keine in  aggressivem Rot. Bewerben Sie sich auf eine Stelle, in der es um Innovation und Zukunftsplanung geht, greifen Sie vielleicht zu einem frischen Grün.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Etwas hellere Töne wirken tendenziell eher offen und freundlich. Ist die Kleidung dunkler, schafft das mehr Distanz. Starke Kontraste in der Kleidung vermitteln Kompetenz und Durchsetzungskraft. Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen drücken Sie eher aus, wenn Sie sich Ton in Ton kleiden.

Natürlich kann man mit Farben nichts simulieren, was gar nicht vorhanden ist. Man kann aber auf jeden Fall unterstreichen und vielleicht auch die eigene Haltung unterstützen, gemäß dem Motto: Wer lächelt, wird glücklicher. Und nun die Preisfrage: Was möchte der folgende Herr uns mit seinem Outfit sagen?

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